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Gemeinde Dobel

T10 - „Badische Exclaven auf württembergischen Territorium“

Der hier stehende Stein bildete die westliche Grenze der ehemals badischen Waldexklave “Eschbach“ gegenüber der “Oberen Hardt, ein ehemals lichter Weidewald, der erst im 19 Jahrhundert gerodet wurde. Seit dieser Rodung steht der Stein auf der freien Feldflur. Er ist hier Wind und Wetter ausgesetzt und deshalb stark verwittert. Auf der „Oberen Hardt“ und auf dem „Klötzbuckel “ist er von ursprünglich 12 Steinen der einzig noch vorhandene. Der Eschbachwald kam, wie der Hüttwald und das Klein-Frauenwäldle, durch Kauf von den Strubenharter Erben im 15. Jh. an das Haus Baden.

Ein am 18.04.1807 abgeschlossener Ratificierter Austausch- und Purificationsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg löste die „Dobler Gränzirrungen". Es gibt noch über 100 Grenzsteine dieser einst badischen Exclaven, die meisten im Wald und zum Teil gut erhalten. Die meisten tragen die Jahreszahl „1558". Alle Steine wurden als Kleindenkmale erfasst und durch Fotografien dokumentiert, so wie die Stein-Bilder auf dieser Tafel.

Als der Eschbach, der Hüttwald (nicht „Hickwald“ wie auf dem Plan) und das Klein-Frauenwäldle zu Württemberg kamen, wurde auf machen Steinen das badische Wappen mit dem württembergischen Hirschhorn übermeiselt.

Badische Waldschützen

Die Förster vom Eschbach-Forsthaus, früher wurden sie "Waldschütz“ genannt. waren bis 1807 dem baden-durlachischen Forstamt Pforzheim unterstellt. Sie hatten ein weitläufiges Revier zu betreuen, das vom Dreimarkstein bis zum Lehmannshof reichte. Das Revier war nicht zusammenhängend, sondern bestand aus 6 unterschiedlich großen Waldstücken.

Im Plan grün markiert:

  • Der Hüttwald, das kleine Frauenwäldle und der Eschbach-Wald, letzterer bis zur Eyach reichend.

Im Plan blau markiert:

  • Eyberg-Wald - auch Eschenberg genannt -‚ Kriegswald und ganz hinten im Eyachtal beim Lehenbächle der Reiherbrand-Wald.
  • Der Wilderei war durch diesen Revierzuschnitt nur schwer beizukommen.

Wilderer-Drama

Am Eschenberg trug sich am Pfingstmontag des Jahres 1779 ein Wilderer-Drama zu. Das Forstamt Pforzheim berichtet von einem <auf dem Eschenberg zwischen dem Jäger Neck auf dem Dobel und 5 Wilderern vorgefallen „Rencontre" und die dabei geschehene „Erlegung“ eines Wilderers und die durch einen Schuß von denen Wilderern ebenmäßig erfolgte schwere Verwundung ersagten Jägers.> Jäger Neck sei nach Langensteinbach ins Bad verbracht worden. Das Forstamt fordert, dass die Eschbach-Jäger künftig durch Husaren unterstützt werden.

Über das Schicksal des Jägers Johann Adam Neck gibt das Sterbebuch von Langensteinbach Auskunft, wobei das Gaistal als Tatort genannt wird, weil der Wilderer dort in der Schörsichhalde an seiner Schussverletzung starb.

Sterbebuch Langensteinbach vom 6. Juni 1779:
Jorhann Adam Neck +
Fürstlicher Jäger auf dem Eschbach beim Tobelwelcher am 24. May (Pfingstmontag) vormittags zw. 5 - 5 1/2 Uhr in dem Gaistal eine Bande Wilderer antraf davon er einen erschossen, er selbst aber dagegen ein Schuß in den Rücken zwischen 5 te und 6 te Rippe bekommen. Die Kugel ging per lobum superior und durch die 2 te Rippe aus der Brust. Zur besseren Verpflegung wurde er in das hiesige Badhaus gebracht und starb.

Adam Necks erste Frau war erst vor 8 Monaten gestorben und hatte 4 kleine Kinder hinterlassen, das jüngste 1 Jahr alt. Im Februar hatte Neck wieder geheiratet. Der erschossene Wilderer kam aus Bernbach. Es war der 25 Jahre alte Johann Christoph Kull, Musketier bei einem württ. Infanterieregiment. Schwer verwundet hatte er sich noch bis fast ins Gaistal geschleppt, wo er am Abend starb. Er war nicht der Todesschütze. Im Sterbebuch Herrenalb steht:

  • „Der Jäger Neck hat auf seinen Schuss von einem anderen auch einen Schuss bekommen".

Württembergische Waldschützen
Durch den Tauschvertrag vom 18.4.1807, eine Folge der napoleonischen Gebietsveränderungen im deutschen Südwesten, wurden auch die „Dobler Grenzirrungen“ bereinigt Es wurde Fläche gegen Fläche getauscht. Gegen württembergische Flächen bei Enzklösterle und bei Rotensol bekam Württemberg die badischen Flächen auf dem Dobel und im Eyachtal eine Holzdienstbarkeit zugunsten der badischen Erb-Lehensägmühle sowie der Wert des badischen Jägerhauses Eschbach wurden durch Holzlieferungen ausgeglichen. Mit dem Übergang der Wälder an Württemberg fand eine neue Reviereinteilung statt, es wurde die "Dobler Hut“ gebildet. Und wieder war es die alte Lehensgrenze und noch heute bestehende Grenze zwischen Klosterseite und Rentkammerseite, die auch die Reviergrenze zwischen der „Dobler Hut", die zum Forstamt Neuenbürg kam, und der „Herrenalber Hut“ (später Forstamt Herrenalb-Ost), bildete.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t10-badische-exclaven-auf-wuerttembergischen-territorium