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Gemeinde Dobel

T15 - „Vom Wasserturm zum Aussichtsturm“

Wasser war früher oft knapp

Früher war Wasser auf den Schwarzwaldhöhen knapp und deshalb wertvoll. Anders als im Tal gab es vor allem in trockenen Sommermonaten nicht genügend
Wasser für Mensch und Tier.
Aber wie kamen die damaligen Bewohner zu Wasser. Wenn man heute im Ort umhergeht, dann sieht man keine Wasserläufe, sowie es in den umliegenden Orten in Tallagen der Fall ist. Was man jedoch sehen kann, das sind vereinzelt stehende Brunnentröge mit ihren gusseisernen Brunnenstöcken.

Urspüngliche Wasserversorgung

Wo also kam das Wasser für die Bewohner des Ortes her? Nun, zunächst behalfen sich die auf dem Dobler Höhen rücken lebenden Menschen dadurch, dass sie Quellen nutzten, die an einigen tieferliegenden Stellen des Ortes hervortraten. Gerade hier an dieser Stelle sieht man, dass ein Teil des Ortes in einer „sanften Klinge“ liegt. Diese Klinge wurde auch zuerst besiedelt, weil es hier einige Quellen gab. Die Quellen waren meist an Hängen zu finden - dort trat das Wasser aus,
weil wasserundurchlässige unterirdische Gesteinsschichten ein weiteres Versickern verhinderten.
Im Gebirge bewirkt dieser Effekt bei den meisten Quellen, dass Wasser an die Erdoberfläche kommt. Solche Quellen wurden anfangs lediglich als Wasserlöcher genutzt. Später jedoch wurden hölzerne oder steinerne Brunnentröge aufgestellt, die die Befüllung der Transport-Gefäße erleichterten und zudem auch ein gewisses Speichervolumen besaßen.
In trockenen Sommermonaten und manchmal auch mitten im Winter floss nur wenig Wasser, weil das Wassereinzugsgebiet auf der umgebenden Höhenfläche ja nicht allzu groß war. Dann mussten tiefergelegene Brunnen aufgesucht werden, um um an das lebensnotwendige Grundnahrungsmittel „Wasser“ zu kommen.

Erste Pumpstation und Wasserleitung

Meist mussten dann die Frauen das Wasser von den weiter entfernten Brunnen auf den Köpfen nach Hause tragen, so wie wir es heute noch aus den sogenannten Entwicklungsländern in Asien und Afrika kennen.
Die Abhängigkeit von Trockenperioden und die damit verbundene strapaziöse Wasserbeschaffung sollte Ausgangs des vorletzten Jahrhunderts ein Ende haben. Im Jahr 1892 wurde dem Bau einer Wasserleitung aus dem Eyachtal/Mannenbachtal nach Dobel von der „Königlich Württembergischen Regierung“ zugestimmt. Angetrieben von einer mit Wasserkraft betriebenen Pumpstation konnte so das kostbare Nass von 480 m Höhe in einen Behälter („Wasserreservoir“) neben dem heutigen Aussichtsturm auf 720 m Höhe „gedrückt“ werden. Der Behälter diente vor allem dazu, Wasser nachts zu speichern, weil die damalige Pumpleistung im Eyachtal nicht für hohe Abnahmemengen ausreichte. Von dem sogenannten „Wasserreservoir“ aus wurden die Brunnen an verschiedenen Stellen im Ort mit
Wasser versorgt. Bei dieser Baumaßnahme konnten auch mehr als die Hälfte der Dobler Häuser an die Wasserversorgung angeschlossen werden.
Ein Problem bestand jedoch weiterhin:
Viele Häuser auf der Hochfläche, also Häuser die etwa auf dem Höhenniveau des Wasserbehälters lagen, hätten nur mit sehr geringem Druck mit Wasser versorgt werden können.
Eine praktikable Lösung dieses physikalischen Problems in der damaligen Zeit war, den Wasserdruck dadurch zu erhöhen, in dem man die Behälter oben in einen Turm einbaute. Dadurch wurde auf einfache Art und Weise der Wasserdruck erhöht und zudem auch ein „hochgelegener Wasser-Vorrat“ angelegt. So entstand in den Jahren 1937/38 das Bauwerk „Wasser-, Aussichts- und Vermessungsturm“, das heute nur noch als Aussichts- und Antennenträger-Turm genutzt wird. Der ursprüngliche Wasserbehälter, der sich noch heute unmittelbar neben dem Turm befindet, wird ebenfalls nicht mehr genutzt.

Touristische Nutzung

Schon beim Bau des Wasserturms entstand oberhalb des Wasserbehälters eine Aussichtskanzel, von der aus nahezu der gesamte nordbadische Raum überblickt werden konnte. Doch damit nicht genug, denn auch die Berge des Pfälzer Waldes und der Nordvogesen konnten bei guter Sicht aus rund 24 m Höhe noch besser eingesehen werden. Auch eröffnete sich der Blick nach Süden und Osten, wodurch man freilich nur die umgebenden Wälder betrachten konnte.

Einst sonntäglicher Kioskbetrieb

Bis in die 1960er Jahre existierte auf dem Wasserbehälter, der sich vor dem Turm befand, ein Kiosk. Dort wurden Eintrittskarten und Souvenirs verkauft. Nachdem der Kiosk aufgegeben wurde, konnte der Turmschlüssel einige Häuser entfernt abgeholt werden.
An sogenannten Ski-Sonntagen tummelten sich auf den Wiesen unterhalb des Turms unzählige Skifahrer und Rodler. Unfälle leichtererArt waren keine Seltenheit, doch an solchen turbulenten Tagen war die Bergwacht im Turm stationiert und konnte schnell helfen.

Heute Heimat von Naturparkprojekten

Lange Zeit war der Turm für die Öffentlickeit nicht frei zugänglich. Erst nach der Jahrtausendwende, als der Turm in das Eigentum der Gemeinde überging, wurde dieser wieder touristisch genutzt. Anfang der 2010er-Jahre förderte der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zwei Projekte, mit denen der Besuch des Turms attraktiviert werden sollte. Auf der Eingangsebene wurde ein Naturparkraum mit Sitzgelegenheit und Regalen für Informationsmaterial über Dobel und den Naturpark eingerichtet. Zudem wurden in der Turmkanzel Karten und Panoramabilder angebracht, die vor allem der verbesserten Orientierung beim Betrachten der der Landschaft dienen sollten.

Technische Nutzung

Dass der Turm auch als Objekt für die Telekommunikations-Infrastruktur genutzt wird, ist von außen deutlich sichtbar. Der Turm besitzt jedoch auch eine Panorama-Webcam, mit der das Wetter „auf dem Dobel“ und in der Region im Allgemeinen, jedoch die Wintersportverhältnisse im Speziellen „live“ beurteilt werden kann.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t15-vom-wasserturm-zum-aussichtsturm