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Gemeinde Dobel

T22 - „Volzemer Steine“

Felsen mitten im Wald? Große und Kleine Volzemer Steine

Wer weiter oben auf dem Westweg von Dobel oder von Pforzheim kommend auf die großen Volzemer Steine trifft, ist erstaunt, auf eigentlich flachem Gelände solche Felsen anzutreffen. Dass es „Geschwister“ gibt, vor denen wir hier stehen, bleibt den meisten Westwegwanderern verborgen. Vielfach wird die Frage gestellt: „Warum gibt es in dieser unspektakulären Umgebung solche mächtigen Felsblöcke, von denen einige stehen und andere umherliegen?“

Antworten

Beim genauen Hinsehen erkennen wir bei den Großen Volzemer Steinen und auch hier an den Kleinen Volzemer Steinen, dass es sich eigentlich um Felswände handelt, von denen Teile abgebrochen sind und diese Teile seitdem vor diesen Felswänden liegen. Doch oberhalb und unterhalb beider Felsgruppen ist das Gelände nahezu eben. Es scheint so, als wäre Geländeflächen einfach „abgesackt“, was Geologen auch als Verwerfung bezeichnen.

Bei den Volzemer Steinen vermutete der Karlsruher Professor Rudolf Metz (1923-1991) zudem einen weiteren Effekt. Nach seiner Auffassung ist das hier vorhandene Gestein auch von Schichten durchzogen, die tonhaltiger und weniger wasserdurchlässig sind als das übrige Gestein. Metz zieht weitere Schlüsse, indem er davon ausgeht, dass in die Spalten (Klüfte) von oben eindringendes Wasser im Winter gefriert und so die Felsschichten „sprengt“. Das Wasser wäscht zudem die tonigen Zwischenschichten aus oder/und deren weichere Bereiche versanden infolge des Gefrierens des wassergetränkten tonhaltigen Gesteins - es entsteht eine Art Gleitschicht. Den darüber stehenden Felstürmen wird im wahrsten Sinne des Wortes „der Boden unter den Füßen entzogen“, so dass diese umfallen, dabei zerbrechen und auf dem Gelände liegenbleiben.

Die „Geschwister“ Große Volzemer Steine und Kleine Volzemer Steine, die ja nur knapp 200 m voneinander entfernt sind, gehören nach alter geologischer Einteilung beide zum Hauptkonglomerat (smc 2) des Mittleren Buntsandsteins. Nach der neuen Karte des geologischen Landesamts wird der Große Volzemer Stein der Subformation „Kristallsandstein“ und der Kleine Volzemer Stein der Subformation „Geröllsandstein“ zugeordnet. Den Oberen Buntsandstein finden wir oberhalb des Großen Volzemer Steins als sogenannten Plattensandstein in einer Stärke von nur 10-15 m. Auf der unbewaldeten Hochfläche von Dobel und in der Dobeltal-Senke ist er teilweise mächtiger (vgl. Tafel 20).

Einige Details zu dem Felsmaterial

Entstanden ist dieses Gestein in einer Periode (Periode=Zeitraum in der geologischen Zeittafel) mit dem Namen Trias vor etwa 250 Millionen Jahren. Es wird als Buntsandstein bezeichnet, besteht aber beim den Volzemer Steinen aus den o. g. Unterarten (Subformationen) mit unterschiedlichen Quarzeinlagerungen.

Man bezeichnet den Buntsandstein auch als Sediment-Gestein (Ablagerungen durch Überflutungen der damals wüstenartigen Landschaft). Das Glitzern der Sandsteine wird von den kleinen Quarzkristallen hervorgerufen.

Nutzung der Steine und warum sie auch „Campagnersteine“ genannt werden

Aus dem besonders feinkörnigen Gestein ohne größere Gerölleinschlüsse wurden früher Mühlsteine hergestellt.

Die Rohlinge wurden zunächst aus den Felsen gehauen und bekamen hier an dieser Stelle ihr end gültiges Aussehen. Dass das nicht immer gelang, das beweisen die hier noch vorhandenen, jedoch „vergratenen“ (misslungenen) Mühlsteine. Ein „vergratener“ Mühlstein konnte, wenn überhaupt, nur noch zu einem kleineren Mahlstein umgearbeitet werden. Der Beruf des damaligen Steinhauers war anstrengend, gefährlich und vor allem bei selbständigen Handwerkern auch mit wirtschaftlichen Risiken verbunden

Wegen ihrer Ähnlichkeit mit Mühlsteinen aus der Champagne (Frankreich) und weil sie in der Sonne ebenso glitzern, nannte man sie auch „Champagnersteine“. Bereits in seinen Erläuterungen aus dem Jahr 1911 zum Blatt 7211 schreibt K. Regelmann*, dass die weißen Blöcke am Volzemer Steine sogenannte „Champagnersteine“ abgeben. Diese Bezeichnung und die Tatsache, dass sehr gute Mahl-Ergebnisse ohne nennenswerten Steinabrieb erzielt wurden, waren für den Verkauf der Mühlsteine hilfreich.

*Regelmann bezog sich dabei auf Steine, die auch als „Franzosen“ oder „Champagnersteine“ bezeichnet wurden, weil sie aus einem Süßwasserquarz-Vorkommen nahe der Gemeinde La Ferté-sous-Jouarre entstammten. Diese Gemeinde liegt etwa 60 km östlich von Paris am Rande des für seinen Schaumwein berühmten Gebiets, das als Champagne bezeichnet wird.

Eine „amerikanische“ Baumart in der Nähe

An dieser schönen Stelle unterhalb der kleinen Volzemer Steine befinden sich auch Bäume, die in diesem Gebiet weniger häufig im Wald anzutreffen sind als Tanne, Fichte oder Kiefer. Es handelt sich dabei um Douglasien, die erstmals in den 1860er-Jahren in Deutschland angebaut wurden. Der schottische Botaniker David Douglas (daher der Name „Douglasie“) brachte Samen des imposanten Nadelbaums 1827 von Nordamerika nach Europa. Der Baum ist sehr schnellwüchsig und liefert dazu ein wertvolles Holz. Demgegenüber ist der ökologische Wert der Douglasie als nicht so hoch einzustufen, denn es gibt hierzulande nur wenig Insektenarten, die auf dem fremdländischen Baum leben.

 Das Märchen vom Douglasienzapfen

Die Indianer an der Nordwestküste Nordamerikas erzählen sich folgende Geschichte: Am Anfang der Zeit, als Himmel und Erde und die Lebewesen geschaffen worden waren, war die Douglasie der größte und mächtigste Baum der Erde, der über und über mit Zapfen bedeckt war. Diese Zapfen waren nichts anderes als die Kinderstuben für die Samen des Baumes, die versteckt unter den harten Schuppen der Zapfen liegen.

Die Douglasie war sehr stolz auf ihre zahlreichen Kinder, die in den Zapfen heranreiften. Deshalb erschrak sie sehr, als sie eines Morgens bemerkte, dass einige Samen fehlten. Sie vermutete, dass jemand in der Nacht die Samen gestohlen haben musste, während sie schlief. Deshalb beschloss sie, in der nächsten Nacht nicht zu schlafen, sondern wach zu bleiben und aufzupassen.

Als es dunkel wurde und die Nacht hereinbrach, wurde die Douglasie müder und müder - fast wäre sie eingeschlafen. Doch da - was war das? Etwas krabbelte sachte den Stamm des Baumes hinauf und huschte leise auf die Äste, auf denen die Zapfen hingen. Nun kletterte das Unbekante auf die Zapfen, und die Douglasie spürte, wie dieses an den Samen zerrte. Auch an den anderen Zapfen waren ungebetene Gäste am Werk. Da fasste sich die Douglasie ein Herz und ließ die Zapfenschuppen über den Fremden zuschnappen. Als es hell wurde, konnte die Douglasie erkennen, wen sie in der Nacht gefangen hatte: Viele kleine Mäuse, die die Samen holen wollten und nun mit ihren Köpfen unter den Zapfenschuppen gefangen waren. Und so sieht man noch heute die beiden Füße und den Mäuseschwanz aus den Schuppen Jahresringe und Rinde der Douglasie der Douglasienzapfen herausragen.

 

Die Bilder auf der Tafel zeigen

Die prinzipielle Darstellung einer Verwerfung,

Entstehung einer mehrstufigen Blockhalde nach R. Metz 1977 (modifiziert),

Douglasien-Zapfen und -Nadeln

Jahresringe und Rinde der Douglasie.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t22-volzemer-steine