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Gemeinde Dobel

T31 - „Eyachtal - Siebzehnmühlental“

Eyachtal – Siebzehnmühlental

„Das Eyachtal ist ein weitgehend unbebautes, wegen seiner landschaftlichen Schönheit und dem Vorkommen gefährdeter Pflanzen- und Tierarten erhaltenswertes Schwarzwaldtal.“
So steht es in der Naturschutzverordnung vom 18.Dezember 2002, mit der das gesamte Tal von den Quellbächen Dürreych (dürre Eyach) und Brotenaubach (Bach in der breiten Au) unter Schutz gestellt wurde.
Schon bei der Klostergründung Herrenalb im Jahr 1149 wurde die „Yach“ als Grenze des Klosterbezirks festgelegt. Die mittel-neuhochdeutsche Diphtongierung machte aus dem „i“ ein „ei“.
Namensforscher vermuten, dass sich der Name aus den althochdeutschen Worten Ib bzw. Iw für den Baum Eibe und aha = ach für Wasser zusammensetzt, also Eibenwasser bedeutet.
Im örtlichen Dialekt fällt der A-Laut aus und der Name wird einsilbig wie „Eich“ ausgesprochen. Eine Namensverwandtschaft besteht mit dem Yachtal bei Elzach im Mittleren Schwarzwald. Eine weitere „Eyach“ gibt es am Fuße der Zollernalb. Rechts des Tales liegt der langgestreckte „Eiberg = Iberg“.

Die Nutzung der Eyach für den Mühlenantrieb (17 Mühlen) reicht bis ins 14. Jh. zurück. Kleine Staustufen (Wasserstuben) für die Flößerei (im Jahr 1889 eingestellt) kamen zeitgleich hinzu und wurden für die Holländerholz-Flößerei weiter ausgebaut. Die Wasserkraft -allerdings vom Mannenbach- wurde auch beim Bau der Dobler Wasserversorgung 1893 noch genutzt, um das Trinkwasser der Mannenbachquellen 240 Meter hinauf auf den Dobel zu pumpen.
Dann setzte um die Jahrhundertwende die Elektrifizierung der Städte und etwas später der Dörfer ein. 1903 schon gab es erste Untersuchungen, wie die Flüsse und Bäche des Nordschwarzwaldes durch den Bau von Talsperren, u.a. an der Großen Enz, Kleinen Enz und Eyach, für die Stromerzeugung genutzt werden könnten.
1907 schlossen sich Dobel, Herrenalb, Schwann, Feldrennach, Ottenhausen, Gräfenhausen und Schömberg zusammen, um gemeinsam mit der Forstverwaltung, die für den Holztransport eine elektrische „Waldbahn“ durchs Eyachtal bauen wollte, ein E-Werk an der Eyach zu bauen.

1924 wurde ein „Kraftwerk Oberenz“ von der Amtskörperschaft Neuenbürg (Oberamt) geplant, um die Gemeinden des Oberamtsbezirks mit Strom zu versorgen.
Dazu sollte ein Speicherbecken mit einer 11 Meter hohen Staumauer oberhalb der Lehensägmühle und zwei weitere Speicherbecken im Enztal für das Trieb-Wasser des nördlich Calmbach zu erbauenden E-Werks sorgen. Das Eyachwasser wäre durch einen 3 km langen Druckstollen durch den Eiberg zum E-Werk geleitet worden.

1925 kam ein Mitbewerber um das begehrte Eyachwasser hinzu. Die Stadt Stuttgart wollte für eine „Schwarzwaldwasser-Versorgung“ oberhalb des Lehmannshofes einen über 30 Meter hohen Staudamm für einen Trinkwasserspeicher errichten, der die große Wiese ganz und weite Teile des Dürreych- und Brotenautales geflutet hätte. Die Stuttgarter Kaffeehäuser hätten besonderes Interesse am sauberen und kalkfreien Schwarzwaldwasser, erzählte man.
Sie hatten wahrscheinlich noch nicht das Huminsäure-rote Moorwasser gesehen, das bei Starkregen und Schneeschmelze vom Wildsee herunter fließt.
Dieses Projekt scheiterte am Widerstand des Staatsbades Wildbad, das eine Schädigung seiner Thermalquellen befürchtete, und durch die Erkenntnis, dass das Bachwasser aus dem Moorgebiet doch nicht als Trinkwasser geeignet ist. Man wollte auf den Staudamm verzichten und nur Quellwasser einem Speicherbecken bei Magstadt zuführen. Die Wasserentnahme wäre bei beiden Projekten so groß gewesen, dass das ganze Bachbett zeitweise trocken gefallen wäre. Jetzt wehrten sich auch die Unterlieger, die Wassermangel in der Enz befürchteten. Zudem wollte die Stadt Pforzheim schon früher einen Trinkwasserspeicher im mittleren Eyachtal bauen. Gleichzeitig plante der Gemeindeelektrizitäts-Verband Teinach (GET) ein großes Speicherbecken zur Stromerzeugung und kam mit den Stuttgartern ins Gehege.
Als der 1936 neu gegründete Zeckverband Mannenbach-Wasserversorgung eine neue Pumpstation unterhalb der Eyachmühle bauen wollte, scheiterte dies zunächst am Einspruch des GET, der 1500 Meter unterhalb der Eyachmühle ein Speicherbecken plante. Die Punmpstation konnte erst 1949 am heutigen Standort gebaut werden.

In den 70-er Jahren streckte erneut die Stadt Pforzheim und zahlreiche andere Gemeinden und Städte ihre Finger nach dem begehrten Eyach-Wasser aus. Es war eine 30 Meter hohe Staumauer oberhalb der Fischzucht Zordel geplant, der Stausee hätte bis zur Eyachmühle gereicht. Diesem Vorhaben schloss sich 1983 die Landesregierung an. Aus dem Speicherbecken sollte in Trockenzeiten dem Neckar frisches Wasser für die Kühlung des AKW Neckarwestheim zugeführt werden.
Nicht zuletzt der Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere die Gründung der Schutzgemeinschaft Eyachtal, verhinderten dieses Vorhaben.
Weiteren Quellfassungen der Mannenbach-Wasserversorgung im hinteren Eyachtal wurde aus Naturschutzgründen im Jahr 2020 die Genehmigung versagt.

 

Die 17 Mühlen

1 „Alt Seegmüly“

 1423 im Wildbannvergleich Baden/Württemberg erwähnt, stand sie an der Einmündung des Lehenbächle in den Brotenaubach. 1423 bereits abgängig, vermutlich schon im 14.Jh. erbaut. Somit war sie eine der ältesten Mühlen des ganzen Gebiets.

2 „Fuerlins Milin“

Auch Förlens- oder Feuerlins Mühl genannt. 1527 im Dobler Lagerbuch aufgeführt. Stand im Bereich der „Großen Wiese“ (damals „Sumpfwiese“ genannt), auf Reichentaler Gemarkung und gehörte Reichentaler Bürgern. “Zinste„ der Markgrafschaft Baden-Baden. Vielleicht am Platz der„Alt Seegmüly“ erstellt. Sie ist „in dem laidigen 30jährigen Krieg in maleur gangen“ (verfallen).

 

3 + 4 Lehmannshof siehe Lageplan

5 Nasskittelmühl siehe Lageplan

6 Lehensägmühle siehe Bild

7 Eyachmühle siehe Bilder

 

8 Stoffel Ruoff Stampfmühle

1668 als Stampfmühle erbaut, 1670 um einen Mahlgang erweitert. Stampfmühle Christoph Ruoff war der erste „Schulmeister“ auf dem Dobel. Die Mühle war 1705 baufällig und wurde an Jerg Neher aus Dürrwangen, Balingen verkauft. Jerg Neher erhielt vom Klosteramt die Erlaubnis, eine Mahlmühle 100 Fuß (ca. 30 Meter) weiter in der Ebene zu bauen. Diese Mahlmühle war die Vorgängerin der heute noch bestehenden Eyachmühle. Alle Mühlen wurden oberschlächtig durch Mannenbachwasser angetrieben (s. Bild 7+11).

9 Schmauch Mühl

1558 in einem „Verhör“ wegen der strittigen Zugehörigkeit zum badischen Eschbach erwähnt. Angeblich soll der Mühlenbesitzer das Bachbett des Mannenbach verlegt haben, damit die Mühle links des Baches steht, um der Markgrafschaft Baden und nicht dem Kloster Herrenalb „zinsen“ zu müssen. Stephan Schmauch kam aus dem badischen Pfaffenrot. Vermutlich um 1520 - 1530 erbaut. Abgang unbekannt.

10 Alt Seegmül  

Beim „Verhör“ wegen der Schmauch-Mühl bereits nicht mehr vorhanden. Stand auf der Ochsenwies und war 1512 noch in Betrieb. Antrieb oberschlächtig durch Mannenbachwasser.

11 Bauren Seegmül siehe Bild

12 Heintzen Mül

Stand jenseits der Eyach auf württembergischen Grund. Gehörte dem Heintz Eberlen vom Dobel. War 1558 bereits verfallen.

13 Aberlin Schmitt Seegmüln

1423 im Wildbannvergleich erwähnt. Stand etwa 100 Meter unterhalb des Salmanngrundes, vermutlich links der Eyach. Von dieser Mühle ging die Wildbanngrenze „den grund uffher biß uff die ebeny“.

14 Obere Dennacher Sägmühl siehe Lageplan

15 Tröstbachmühl siehe Lageplan

16 Untere Dennach Sägmühl siehe Lageplan

17 Sägmühle am Eychemer Steg

Kurz vor der Einmündung der Eyach in die Enz. 1695 als „Eisensäge“* errichtet. Die Inhaber kamen aus Dennach, Waldrennach und Langenbrand. Vermutlich bei einem Hochwasser zwischen 1729 und 1736 weggerissen und nicht wieder aufgebaut.

* „Eisensägen“ lösten nach dem 30jährigen Krieg die Plotzsägen/Klopfsägen ab. Darunter sind „Kurbelsägen“ zu verstehen, deren stark beanspruchten Teile aus Eisen bestanden.

Die Bilder 7 zeigen:

Schöttle´s Mahlmühle um 1888 mit zwei oberschlächtig durch Mannenbachwasser angetriebenen Rädern. Sechs Generationen Schöttle seit 1817 waren namensgebend.

Ein „außerordentlicher Wasserguss“ spülte im Spätsommer 1716 die von Jerg Neher 1706 erbaute Mahlmühle fort. Davor, im Juli 1716 hatte Beck & Sonnenwirt Hans Jakob Kappler, später 26 Jahre lang Schultheiß auf dem Dobel, die einfache Mühle erworben. 1726 baute er die Mühle neu auf.

Das Wassernutzungsrecht am Mannenbach für das Triebwasser der Mühle wurde der Müllerwitwe Schöttle 1889 von der Gemeinde Dobel abgekauft. Die mit diesem Wasser angetriebene Pumpstation förderte erstmals am 30. November 1892 Wasser der Mannenbachquellen 240 Meter nach oben in den Hochbehälter auf dem Dobel. Die Mahlmühle wurde zur „Wirtschaft“ umgebaut. Sie wurde ein beliebter Ausflugsort für Wildbader Kurgäste.

 

Weitere Bilder/Urkarten zeigen die ehemaligen Standorte weiterer Mühlen, so auch

Badische Erblehensägmühle,

erbaut 1673 von Johannes Kessler aus Langenalb. Am Fuße des bis 1807 badischen Eyberg-Waldes. 1673 Erblehensbrief der Markgrafschaft Baden-Durlach für Martin Kappler.
Nach ihm „Martinsmühl“ genannt. Mehrere Generationen Kappler. 1920 im Besitz der württ. Forstverwaltung und verpachtet. Technische Aufrüstung für Kistenherstellung.
Nach Betriebseinstellung wurde ab 1932 der Mühlkanal für einige Jahre als öffentliche Badestelle genutzt.
Die Umkleidekabinen befanden sich im Sägmühlengebäude.

 

Dorfsägmühle, auch Baurenseegmül (Bild von etwa 1925). Oberschlächtiges Wasserrad. Erstmals erwähnt 1527. Mehrmals abgebrannt oder von Hochwasser beschädigt. Abgebrochen im Jahr 1928/29.
Es war seit ihrem Bestehen strittig, ob sie zum badischen Eschbachwald gehört oder nach Neuenbürg „zinst“. Sie gehörte Dobler Bürgern, die Eigentumsanteile waren nach „Schnitten“ aufgeteilt.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t31-eyachtal-siebzehnmuehlental