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Gemeinde Dobel

T32 - „Mannenbach-Wasserversorgung“

Mannenbach-Wasserversorgung

Der Zweckverband Mannenbach-Wasserversorgung wurde am 27.April 1936 unter Federführung des Oberamtes (Kreises) Neuenbürg gegründet.
Ihm gehörten elf damals selbständige Gemeinden an: Arnbach, Birkenfeld, Conweiler, Dennach, Dobel, Feldrennach, Neuenbürg, Neusatz, Ottenhausen, Rotensol und Schwann. Schon zehn Jahre zuvor gab es Pläne des Oberamtes Neuenbürg zu einer Eyach-Wasserversorgung für die Orte links der Enz.
Als erste Maßnahme des neuen Verbandes war ein „großzügig angelegtes neues Wasserwerk“ unterhalb der Eyachmühle zur Versorgung der elf Verbandsgemeinden mit 9.645 Einwohnern (heute: 45.000) vorgesehen. Als Wasserentnahmestelle sollten die bisherigen Quellfassungen der Gemeinde Dobel im Mannenbachtal dienen, die eine Mindestschüttung von 18 - 20 Liter/Sekunde brachten. Für einen späteren Bedarf wurde die Quelle des Eschenbrunnens von Anfang an mit eingeplant.
Ein weiteres Projekt war der Wasserturm auf dem Dobel. Mit dessen Bau hatte man den Doblern die „Opferung“ der eigenen, 1892/93 erstellten Wasserversorgung aus dem Mannenbachtal schmackhaft gemacht. Während der Bau der neuen Pumpstation wegen des Einspruchs des Gemeinde-Elektrizitätsverbandes Teinach (GET), der seit 1934 einen Stausee unterhalb der Eyachmühle zur Stromerzeugung plante, blockiert war, ging es mit dem Bau des Wasser-, Aussichts- und Vermessungsturms nach dem Bauplan vom 3. Mai 1937 zügig voran. Im Juni 1937 wurde mit den Bauarbeiten als Notstandsarbeit begonnen, im Frühjahr 1938 konnte der Wasserturm schon in Betrieb gehen.
Da der Neubau der Pumpstation weiter auf sich warten ließ, musste die alte Maschineneinrichtung der Dobler Pumpstation erneuert werden. Auch die Zuleitung zum Hochbehälter Dennach und ins weitere Verbandsgebiet hing vom Neubau der Pumpstation ab. Dringend notwendig war der Anschluss der Höhengemeinden Neusatz und Rotensol, die unter Wassermangel litten, an die Pumpstation im Eyachtal. Deshalb wurde 1938 sofort der Bau einer Verbindungsleitungin beide Orte von Dobel aus in Angriff genommen. Erst nach dem Krieg im Jahr 1948 kam es zu einer Einigung mit der EVS, der Nachfolgerin des GET, wegen des geplanten Stausees unterhalb der Eyachmühle. Es war nun vorgesehen, die Pumpstation am heutigen Standort zu bauen, so dass der Stausee nicht mehr tangiert worden wäre.
Nach der Währungsreform wurde diese neue Pumpstation mit Triebwasser- und Mannenbachquell-Zuleitung sowie Verlängerung der Druckleitung nach Dobel gebaut (86.659 DM). 1950 ging sie in Betrieb, die alte Dobler Pumpstation wurde abgerissen und das Gasthaus „Eyachmühle“ erstellte seine Terrasse.
Mit dem Bau der Druckleitung zum Hochbehälter Dennach 1950 - 54 konnten endlich auch die anderen Verbandsgemeinden an die Mannenbach-Wasserversorgung angeschlossen werden.
Danach folgten noch viele andere Baumaßnahmen. Erwähnt sei die Fassungs des Eschenbrunnens 1953-55 und 45 Jahre später (2000) dessen Ausbau zur „schönsten Quelle im Schwarzwald“. Die Pumpstation aus dem Jahr 1950 wurde in vielen Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen den jeweiligen Erfordernissen angepasst. So wurde eine Wehranlage zur Triebwassergewinnung erbaut und weitere Quellen im hinteren Eyachtal erschlossen. Aus sechs Quellen (Mannenbach 1 + 2, Eschenbrunnen, Große Wiesenquelle, Neuackerquelle, Lochbrunnen) werden (Stand 2020) 45.000 Einwohner mit bis zu 112,4 Liter/Sekunde bestem Trinkwasser versorgt. Das Schaubild rechts zeigt das Verteilungsgebiet und die Bezugsrechte der Verbandsgemeinden.

 

Vorgeschichte:

In Trockenzeiten, wenn die wenigen fließenden Quellen oder die Schöpfbrunnen auf der Dobler Höhe nicht mehr genügend Wasser lieferten oder ganz versiegten, mussten die Dobler ihr Wasser am Mannenbach oder am „Reitbrunnen“ im Holzbachtal holen. Beispiele anderer Höhenorte in der näheren Umgebung (z.B. Pumpstation Dennach 1886) oder auf der Schwäbischen Alb verstärkten den Willen, diesem Notstand ein dauerhaftes Ende zu bereiten.

Im Jahr 1886 gab der Gemeinderat deshalb Herrn Civilingenieur C. Kröber aus Stuttgart den Auftrag für zwei Alternativ-Planungen mit Kostenberechnung:

1. Erschließung der „Stillwasserquelle“ im Dürreychtal, die auf einer Höhe von 780 m ü.NN entspringt und im freien Gefälle nach Dobel geflossen wäre, oder

2. eine Pumpstation im 240 Meter tiefer liegenden Eyachtal mit Fassung der Mannenbachquellen.

Die Gemeinde entschied sich 1889 für die Versorgung aus den Mannenbachquellen, die wegen der viel kürzeren Leitungsstrecke (3 km anstatt 9 km) als weitaus kostengünstiger berechnet wurde. Zudem lag die Stillwasserquelle im badischen „Ausland“ und die Zustimmung aus Karlsruhe ließ auf sich warten.
Zu diesem Zeitpunkt war auch noch die Mitversorgung der Nachbargemeinden Neusatz und Rotensol im Gespräch.

Mit Müller Wilhelm Schöttle war deshalb schon im Juli 1888 ein Optionsvertrag über den Erwerb des der Mühle zustehenden Wassernutzungsrechts am Mannenbach abgeschlossen worden. Schöttle, gerade 39 Jahre alt, starb im Februar 1889 überraschend an einer Lungenentzündung. Von der Witwe Friedericke Schöttle wurde im Dezember 1889 das Nutzungsrecht erworben. Sie, eine geborene Burkhardt, stammte aus einer Wirtsfamilie in Schömberg, wollte die bereits bestehende Gästebewirtung weiter ausbauen und dafür den Mühlenbetrieb ganz aufgeben. Nach langwierigen Verhandlungen mit der königl. württ. Forstverwaltung wegen der Quellfassungen und der Leitungsführung konnte im Mai 1892 mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Nach nur 6 Monaten Bauzeit, am 30. November 1892, förderte die in Frankreich entwickelte Girard-Turbine mit der vom Mannenbachwasser erzeugten Leistung von 19 PS zum ersten Mal Wasser hinauf in den 240 Meter höher gelegenen Wasserhochbehälter auf dem Dobel.
Bis zum Einweihungs-Wasserfest am 9. Mai 1893 und danach waren aber noch einige Restarbeiten zu erledigen.
Erster Wasserwärter der Pumpstation wurde ab 1.Oktober 1893 der Sattler Wilhelm Seyfried. Er hatte dafür zu sorgen, dass der Wasserdurstder 880 Dobler zuverlässig gestillt wurde. Dafür musste die Turbine täglich etwa sieben Stunden Pumparbeit leisten, um 90 cbm zu fördern.

Die Bilder/Zeichnungen zeigen:

Bau-Zeichnung des Wasser-, Aussichts- und Vermessungsturms Dobel von 1937

Verteilungsgebiet und Bezugsrechte der Mannenbachwasserversorgung

Eschenbrunnen

Eyach-Stauwehr

Pumpstation um 1893 und Pumpstation 1949 mit der Bild-Erklärung

Pumpstation der Dobler Wasserversorgung kurz nach ihrer Fertigstellung um 1893.
Der noch am Haus angelehnte Mahlstein hat seine Arbeit getan.
Die mit 33 Jahren schon verwitwete Friedericke Schöttle, Mutter von sechs Kindern, legte den Grundstein für das beliebte Ausflugslokal im Eyachtal.
Viele Wildbader Badegäste kamen zu Fuß über den Eiberg oder mit der Pferdekutsche auf dem gerade neu gebauten Eyachtalsträßle.
Die auf dem Bild hinter der Pumpstation zu sehende Gartenlaube hat Friedericke Schöttle für ihre Gäste bauen lassen, und sie steht immer noch (2020).
1950 hatte die alte Dobler Pumpstation ausgedient und wurde abgerissen.
Eine neue Pumpstation wurde jenseits der Straße errichtet.
An der Stelle der alten Pumpstation steht heute die Außenterrasse der „Eyachmühle“.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t32-mannenbach-wasserversorgung