Seite drucken
Gemeinde Dobel

T7 - „Historisches Dorfzentrum“ und „Tourismus“

Die ersten Anfänge des Fremdenverkehrs- und Kurwesens auf dem Dobel reichen weit zurück. Als erste Gasthöfe werden der „Oberwirt“ (Rößle) und der „Unterwirt“ (Waldhorn) genannt. Deren Existenz war durch die sonntäglichen Kirchenbesucher aus den kirchlichen Filialorten Neusatz und Rotensol ab 1569 begünstigt worden.

Aus dem Jahr 1799 ist der erste „Kurgast“ sogar namentlich überliefert: Der Karlsruher Theologe, Pädagoge und Mundartdichter Johann Peter Hebel. Er entfloh im August
1799 dem „Brutkasten“ Karlsruhe und suchte Linderung von seinem Asthmaleiden in der reinen Höhenluft, die er für gedeihlicher hielt als einen feuchten Badeort.
Die Gastfreundschaft der Wirtsleute Kappler und die Gesellschaft des alten Schultheißen Elias Kappler sowie der Pfarrer (Johann Ludwig Vogel/Johann Michael Frank) hatten es ihm besonders angetan, so dass er auch später wieder auf den Dobel kam. Hier soll der in Basel geborene und in Hausen im Wiesental beheimatete Theologe zu seinen „Alemannischen Gedichten“ inspiriert worden sein. Darüber berichtet er in einem Brief an Gustave Fecht: „Als ich kaum eine Stunde auf dem Dobel war, und wie gesagt unter dem Fenster lag, erblickte ich einen feinen Herrn mit einem Glas im Auge im Hof und hinter im eine feine Dame. <Franz, was hesch güggelet?> fragte sie. <Numme do no der Amsle han i glueget>, antwortete er. Sie glauben nicht, wie lieblich mir diese bekannten Töne so unerwartet ins Ohr fielen.“ Es waren Schweizer, er der Neffe des Schultheißen von Bern, die nach dem Teinacher Bad zur Nachkur auf dem Dobel weilten.

Der Tourismus nahm Fahrt auf, als 1885 die Poststraße (L 340) fertig gestellt war und täglich eine Postkutsche zwischen den Bahnhöfen in Herrenalb und Höfen verkehrte. Auch zwischen Wildbad und Baden-Baden gab es nun eine Postkutschenverbindung. Dobel war Umspann- und Rastplatz. Zweifellos förderlich war es auch, dass Dobel seit 1893 über eine Wasserversorgung mit Hauswasserleitungen verfügte. Die Schildwirtschaft „zur Sonne“ wurde ein für damalige Zeiten mondänes Kurhotel. Die tatkräftigen Schultheißen Imanuel und Friedrich Schuon (1845-1900) und Karl Allinger (1900-1934) förderten diese Entwicklung, die für die arme Waldarbeitergemeinde auf der Passhöhe zwischen Alb- und Enztal etwas Wohlstand versprach. 

„Dobel, ein aufblühender Kurplatz an der Sonne“ lautete der Werbeslogan von Schuon. Der „Motor“ Allinger gründete einen Ortsverschönerungsverein (1903), legte Rundwanderwege und einen Kurgarten (Schulwäldle) an und ließ eine Liegehalle bauen. 1910 wurden bereits 380 Gäste mit 6.220 Übernachtungen registriert. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug fast drei Wochen. Zu den bereits sechs bestehenden Gasthäusern (Rößle, Waldhorn, Lamm, Hirsch, Ochsen, Sonne) kamen ab 1906/1926 weitere hinzu. Aus einer kleinen Bäckerei und Konditorei entwickelte Robert Funk „das Funk“. Er war es auch, der im Skisport die Chance für den Wintertourismus erkannte (Tafel 14). Die gegenüber liegende Schindelwerkstätte Wacker wurde zum „Hotel Post“ ausgebaut. Und drunten im Eyachtal gab es seit 1894 die „Wirtschaft Eyachmühle“ (Tafel 31). Das Gasthaus “Hirsch“ wurde zur „Linde“. An der Wildbader Straße öffnete das „Café Bodamer“. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs stieg die Gästezahl kontinuierlich an und erreichte 1941 4.200 Gäste.

Einen Einbruch brachte der Zweite Weltkrieg und die totale Zerstörung des Kurhotel Sonne am 4.Dezember 1944. Dessen Stelle als „Erstes Haus am Platze“ übernahm nach der Freigabe durch die Besatzungsmacht und Wiedereröffnung 1952 das Hotel Funk. Mit dem beginnenden „Wirtschaftswunder“ nahm die Gästezahl eine rasante Entwicklung. Viele Kurgäste aus dem Ruhrgebiet suchten die reine Schwarzwald-Höhenluft. Samstag für Samstag kamen mit Reisebüro-Bussen neue Gäste an. Weitere Gastronomiebetriebe entstanden. Zum Hotel Funk gesellte sich 1961 das „Mönchs Waldhotel“ und 1963 entwickelte sich aus dem alten Rathaus das „Hotel Ratskeller“. Schon Mitte der fünfziger Jahre war am sog. Jägerweg das „Café Talblick“ und 1967 das „Wagnerstüble“, heute ein Gourmetrestaurant, entstanden. In der Ortsmitte wurde aus dem „Kaufhaus Engel“ das „Café Bergfried“, am Ortseingang lud ab 1957 das „Café Tannenblick“ mit seiner Tankstelle (später „Landhaus Waldeck“) zu Halt und Einkehr. 

Im privaten Sektor entstanden Ferienwohnungen. Die Kühe wurden aus dem Haus geschafft und der „Heustall“ für „Fremdenzimmer mit fließend Wasser“ aufgestockt. Ende der fünfziger Jahre wurden in Hotels, Gasthöfen, Ferienwohnungen und Privatzimmern 12.000 Gäste und 117.000 Übernachtungen gezählt. Bis Mitte der sechziger Jahre gab es noch eine weitere Steigerung auf über 120.000 Übernachtungen. 

Ein verändertes Urlaubsverhalten brachte für das Kurwesen im Nordschwarzwald erste Negativbilanzen, auf die reagiert werden musste. Ziel war es, den Status „Heilklimatischer Kurort“ zu erreichen. Zwar waren die klimatischen Voraussetzungen gegeben, aber die Kureinrichtungen fehlten. Als erster Schritt wurde 1978 das Parkhallenbad mit Therapieräumen und Café gebaut. 1982 erfuhr das in der Generationenfolge aufgegebene Waldhotel als „Waldklinik“ eine neue Verwendung. Ausgehend von dieser „Keimzelle“ entstand 1987 der große Klinik-Neubau. Das Kurhaus wurde um einen großen Kursaal erweitert. Mit dessen Einweihung war das Ziel erreicht: Am 15. Juni 1984 konnte Bürgermeister G.Westenberger (1962-1990) die Urkunde über die Anerkennung Dobels als „Heilklimatischer Kurort“ in Empfang nehmen.

Das Dobler Heilklima hilft bei Herz- Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege und allgemein bei der Rekonvaleszenz. Trotz dieses Adel-Prädikats nahm die Zahl der Gastbetriebe ab. Zunächst wich das „Hotel Post“ der Seniorenresidenz und das Gasthaus zum Ochsen, das Landhaus Waldeck sowie das Café Lauser schlossen ihre Türen. 2011 wurde das Hotel Ratskeller, 2012 das Hotel Funk und schließlich 2013 das Parkhallenbad ein Opfer des Abbruch-Baggers. Das EC Freizeitheim ist -neben der Klinik- heute (2020) der Betrieb mit den meisten Gästen. Was bleibt ist das Heilklima. Es wurde 2021 durch ein klimatisches Gutachten erneut bestätigt.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t7-historisches-dorfzentrum-und-tourismus