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Gemeinde Dobel

T7b - „Einst Pfarrhaus - heute Rathaus“

Bevor die Gemeinde Dobel das Pfarrhaus samt Pfarrscheuer vom Land der Evangelischen Kirchengemeinde erwarb und 1987 zum Rathaus und Bürgertreff umbaute, wohnten und atmeten hier Dobler pfarrar seit der Reformation.

Im Jahr 1569 wurde die Dobler Kirche zur Pfarrkirche erhoben und Dobel erhielt einen eigenen Pfarrer, gemeinsam mit Neusatz und Rotensol. Erster Pfarrer der neuen Pfarrei war Konrad Olbrecht aus Knittlingen, immatrikuliert an der Uni Tübingen am 20. August 1563 als Conradus Olbrecht Knittlingensis. 

1570 bezog er ein kleines bescheidenes Pfarrhäusle, zu dem die Dobler mit 50 Gulden sowie eigenen Handwerksleistungen beigetragen hatten. So berichten es die alten Ortschroniken. Im Dreißigjährigen Krieg, seit 1663 leerstehend, soll es verfallen oder angezündet worden sein. 

Das Kloster Herrenalb war nach der Schlacht von Nördlingen wieder katholisch geworden und der 1632 geflüchtete Abt Nikolaus Brenneisen war zurückgekehrt. Er vertrieb die evangelischen Pfarrer aus Dobel und Loffenau, die Einwohner haften die Gottesdienste im Kloster zu besuchen. Dobel hafte von 1636 bis 1654 keinen eigenen Pfarrer mehr. Die (evangelischen) Pfarrer von Wildbad und Feidrennach kümmerten sich bis 1649 um die wenigen Einwohnern, welche die Kriegswirren überlebt haften. Zuletzt sollen es nur noch 19 »Seelen“ im ganzen Kirchspiel gewesen sein. 

Nach der totalen Zerstörung des Zisterzienserklosters in Herrenalb (1643) und dessen endgültigen Auflösung (1649) bekam Loffenau wieder einen evangelischen Pfarrer, der bis 1654 auch das weit entfernte Kirchspiel Dobel betreuen musste. 1654 hafte die pfarrerlose Zeit ein Ende. Der 21-jährige Vikar Johann Leonhard Stuber aus Calw war der erste evangelische Geistliche, der für das Seelenheil in der durch Zuzüge wieder schnell wachsenden Gemeinde zu sorgen hafte. Ohne Pfarrhaus konnte die Stelle nur provisorisch besetzt werden.

Ihm folgten in kurzen Abständen bis 1660 vier weitere Vikare nach, keiner über 25 Jahre alt. 1657/1658 wird von einem Pfarrhaus-Neubau berichtet, und zwar auf dem Platz des früheren -abgebrannten- Pfarrhauses. Das Haus war 1 1/2 stockig, 9 m breit, 15 Meter lang. Im Erdgeschcss enthielt es Viehatälle sowie Kellerräume. Darüber Im Obergeschoss befanden sich die für damalige Verhältnisse komfortablen Wohnräume mit Kachelöfen. Am 3. Mai 1658 wurde Richtfest gefeiert. Alle Einwohner des Kirchspiels waren dazu eingeladen, denn “40 taugliche Männer“ hatten beim Bau Frondienste geleistet.

Als erster Pfarrer im neuen Haus trat 1660 der gerade 20 Jahre alte Christoph Haupt seine erste Pfarrstelle nach dem Studium an. Der Jungverheiratete blieb nur kurze Zeit bis 1662. Er soll ein Reitpferd für seine weitäufige Pfarrei (vom Eyachtal bis ins Holzbachtal und Dobeltal) genutzt haben. Für die Selbstversorgung mit Lebensmitteln dienten dem jungen Paar 2-3 Kühe sowie 8 Ziegen, der Hausgarten und die Pfarrwiese. 

Am 30. Mai 1702 brannte dieses neue Pfarrhaus bis auf die Grundmauern nieder. Zum Glück konnten die Kirchenbücher gereftet werden. Das Feuer ging vom “verwahrlosten Backofen des alt Philipp Kappler“ aus, griff auf vier engatehende achindelgedeckte Häuser über und legte auch das nahestehende Pfarrhaus, obwohl bereits mit Ziegeln gedeckt, sowie die dazugehörige Scheune in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau zog sich hin. Pfarrer Herold, seit 1694 auf dem Dobel, musste vier Jahre in einer kleinen Bauernstube hausen. Das Bauwerk scheint trotz/wegen der langen Bauzeit wenig haltbar gewesen zu sein, denn schon 1781—1783 wurde wieder gebaut oder renoviert. 

Über den Zustand nach diesen Bauarbeiten beschwerte sich Pfarrer Johann Ludwig Vogel: „Alles ist „lotterich“ gemacht Der neue Giebel droht einzufallen, so dass es lebensgefährlich ist, sich darin aufzuhalten. Stube und Schlafkammer drohen durch eindringendes Wasser zu verfaulen und die Schlafkammer ist so klein, dass keine Bettlade hineinpasst." 

So wundert es nicht, dass dieses Haus schon bald wegen Baufälligkeit abgebrochen und ein Neubau erstellt werden musste. 1810 zog Pfarrer Keppler deshalb ins benachbarte Gasthaus Lamm um, wo Lammwirt Schweigle kurz zuvor einen neuen Anbau errichtet hafte. Sein Vieh musste Keppler verkaufen, da er keinen Stall und keine Scheune mehr hatte. Zu einem Pfarrhaus auf dem Land gehörte damals eine kleine Landwirtschaft (Pfarrscheuer) zur Eigenversorgung. Mit dem Neubau ging es nur langsam voran, denn gleichzditig wurde in Neuenbürg ein neues Gefängnis gebaut und die Handwerker waren auf beiden Baustellen gefordert. Einer soll auf eine Beschwerde wegen des schleppenden Baufortschritts gesagt haben: 
»Erst muss man das Gefängnis fertig bauen, damit man auch die Spitzbuben, die in Dobel anzutreffen sind, einstecken kann"
Das Bauwesen zog sich auch deshalb in die Länge, weil gleichzeitig die restlichen Gebäude des einst großherzoglich badischen Jagdhauaea auf Eachbach abgebrochen wurden und zur Koateneraparnia die noch brauchbaren Baumaterialien im Pfarrhaus verbaut werden sollten.

Im Spätjahr 1815 konnte Pfarrer Keppler nach fünf Jahren Bauzeit ins neue Pfarrhaus einziehen. In anderhalb Jahrhunderten haben zwölf Pfarrer mit ihren Familien in diesem Haus gewohnt. Die Reihe der evang. Ortsgeistlichen seit 1569 ist lang. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Eigenschicksal und eine Zeitepoche.

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