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Gemeinde Dobel

T8 - „Ursiedlung und Brunnenplätze“

Die Urzelle Dobels liegt hier an der Johann-Peter-Hebel-Straße. Dieser Straßenname ist neueren Datums und soll an den Aufenthalt des alemannischen Mundartdichters im Jahr 1799 im „Rößle“ erinnern. Vorher hieß sie „Herrenalber Straße“, noch früher „Alber Weg“. Bis zum Bau der Staatsstraße 111 (L340) war dies der „Hauptortsweg“ und Durchgangsstraße nach Dennach oder „ins Wildbad“ über den „Baurensteig“ (Tafel 28). Als die Grafen von Eberstein im Jahr 1149 das Kloster für die Herren an der Alb stifteten, gab es „Villa Dobil“ bereits. Die Herren von Strubenhart, Lehensnehmer der Ebersteiner, waren als Siedlungsträger vom nördlichen Schwarzwaldrand im 11. Jh. auch in die Hochlagen vorgedrungen. Das mittelalterliche Klimaoptimum (10.-13. Jh.), als es 1-2 Grad wärmer war als heute, hatte dies begünstigt.

Am „Alber Weg“ entlang reihten sich die ersten Höfe, vier oder fünf waren es. Der unterste am Wiesenweg, der oberste beim „Rössle“. Deren Lage ist gut auf dem Lageplan der Urvermessung von 1835 erkennbar. Es sind die schmalen Hufen mit dem „krummen“ Grenzverlauf. 20 m bis 40 m breit und im Schnitt 600 Meter lang, reichen sie bis zum Waldrand. Später kamen zwei weitere im Süden dazu. Für diese Strubenharter „Kurzhufen“ ist typisch, dass sie keinen Waldanteil hatten. Die Siedler erhielten dafür Bauholz- und Brennholzrechte.

Jenseits des „Alber Weg“ lag die Allmende, die gemeinschaftliche Fläche, auf die das Vieh, wenn es nicht auf der Waldweide war oder im „Eckericht“, getrieben werden konnte. Auf dieser Allmende wurde dann später die Marienkapelle samt Kirchhof gebaut. Wasser gab es in den Bronnhecken (Tafel 9), vielleicht auch bei der obersten Hufe. Es dauerte Jahrzehnte, bis die gerodete Fläche unter den Pflug genommen werden konnte. Anfangs konnte nur zwischen den im Boden verbliebenen Wurzelstöcken gesät und geerntet werden. Die ersten Siedler kamen vermutlich aus der näheren Umgebung, von wo sie sich anfangs noch mit dem Nötigsten versorgen konnten. Sie und ihre Nachfolger hatten von dem Wenigen, das sie auf ihrem Fröndengut erwirtschafteten, Abgaben zu entrichten. Zuerst an die Herren von Strubenhart, ab 1442 ans Kloster: Der große und kleine Zehnt, Sommerhühner, Fastnachtshuhn, gut gemästete Schweine u.a.. Beim Todesfall des Fröndenträgers das Besthaupt Vieh, bei dessen Witwe das Bestkleid.

Im Jahr 1892 wurde die Dobler Wasserversorgung aus dem Mannenbachtal gebaut. Vom Hochbehälter aus sollten 15 Brunnen im Ort die Einwohner versorgen (es wurden dann 16). Es waren „Laufbrunnen “, im Gegensatz zu den „Ventilbrunnen“ bei den Forsthäusern im Eyachtal und auf Eschbach, die direkt an die Druckleitung angeschlossen wurden. Die Fa. Schönsiegel, Pforzheim, lieferte die gusseisernen Brunnenstöcke, davon gibt es noch 10. 8 Brunnen blieben mit Trog und Brunnenstock am angestammten Standort erhalten. 5 Tröge dienen am Rathaus, Friedhof und Gemeindehaus als Brunnen, beim Kurhaus und an der Oberen Bergstraße als Blumentröge. Die Brunnenplätze wurden von den Grundstückseigentümern kostenlos an die Gemeinde abgegeben. Mehr als die Hälfte der Hausbesitzer (31) ließen sich auf eigene Kosten eine Wasserleitung zum Haus legen.

Die Brunnentröge waren zum großen Teil schon vorhanden. 8 Tröge befanden sich in Privatbesitz und wurden von der Gemeinde aufgekauft, Die Gemeinde selbst besaß 5 Tröge. Mit der Herstellung der noch notwendigen 4 neuen Tröge wurde der Steinhauerbetrieb Johann Nehr aus Dobel beauftragt (Tafel 28). Die 4 neuen Tröge kosteten zusammen 268 RMark = 67 RMark pro Trog! Sie alle sind noch vorhanden und tragen die Initialen „J 1892 N“ oder nur „1892“. Mit einem Böllerschuss angekündigt, floss am 30.November 1892 das erste Mal Wasser in den Hochbehälter und die Brunnentröge. Die feierliche Einweihung wurde am 7.Mai 1893 mit einem Wasserfest gefeiert. Nach dem Festgottesdienst zog ein Festzug unter Musikbegleitung der Pforzheimer Feuerwehrkapelle vorbei an den Brunnen hinauf zum Hochbehälter. An zwei Brunnen wurden Gedichte vorgetragen:

Dem Personal vom Forst zulieb hab ich hier meinen Stand.
Wenn man nun „Forstbrunn“ schrieb wär richtig ich benannt. (nicht mehr vorhanden) 
Weil nahe bei der Kaisereiche den kühlen Labetrunk ich reiche,
so will ich, ich möcht´s nur bekennen, mich stolz den „Kaiserbrunnen“ nennen. (noch vorhanden)
Häuser, mit einem Wasseranschluss zahlten pro Jahr 5 RMark Wasserzins. Wasser vom Brunnen kostete nichts. Es gab noch keine nach Personen-/Viehzahl errechnete Gebühr.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t8-ursiedlung-und-brunnenplaetze