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Gemeinde Dobel

T9 - „Uralter Brunnenplatz „Leisenbrunnen“

Ohne Wasser kein Dorf

Für die Besiedlung der Hochlagen des Nordschwarzwaldes im Hochmittelalter war neben einem fruchtbaren Boden das Vorhandensein von Wasser eine zwingende Voraussetzung.

Der Ort Dobel (s. T8 und T9) wurde zunächst in der Quelimulde des Dobelbaches angelegt, wo der fruchtbare Obere Buntsandstein inselartig vorkommt. Nurwenige Meter unterhalb der Oberfläche lagert eine wasserführende Lehmschicht, und diese hindert das Wasser am Versickem in den Klüften des darunter anstehenden - Mittleren Buntsandsteins. Am nördlichen Rand des Oberen Buntsandsteins bei der Brunnenstraße streicht diese Lehmschicht aus. An diesem Wasserhorizont . ‘ gab es die bedeutendste Quelle. Ihr verdankt Dobel seine Existenz. Die Siedler fanden hier genugend Wasser in alten Urkunden heißt dieser Bereich Bronnhecken. Gut sichtbar wird die Lehmschicht bei Tiefbauarbeiten, zuletzt in
der Baugrube der Sporthalle oder des Ratskellers, wo sich meterhoch das Wasser sammelte. Auch auf der abflussträgen ebenen Hochfläche verhindert die Lehmschicht das Versickern des Niederschlagswassers, noch gut zu sehen beim Pferdegestüt.

"Das Haisol" auf der Hochfläche beim Wasserturm (Sule auf der Höhe (Haie=schwäb. für Höhe=engl. high) verdankte seine Existenz ebenfalls einer undurchlässigen Lehmschicht, was sogar die Anlegung eines Feuerlöschteiches ermöglichte.
Später wurde dieser Teich aufgefüllt und bebaut (Höhenstraße 20). In höchster Ortslage gibt es immer noch einen funktionierenden Schöptbrunnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Lehmschicht durch Hausbauten und andere Tiefbaumaßnahmen immer mehr durchlöchert und das Wasser versickerte mehr und mehr im Untergrund, was zum häufigen Versiegen der Quellen führte. Man behalf sich durch Verlegen von ‚Deicheln“ (hölzerne Wasserrohre)
aus Brunnenstuben, die in noch wasserführenden Schichten angelegt wurden. So auch hier am Leisenbrunnen. Warum und seit wann diese Quelle Leisenbrunnen genannt wird, konnte bisher nicht erkundet werden (Name für nur leise = spärlich fließendes Wasser?). Dass es in früheren Jahrhunderten hier ein kleines Bächlein gab, ist dem Dor‘fbuch von 1509 Seite 10 zu entnehmen.

Ausreichend Wasser für die immer größere Anzahl von Einwohnern und deren Vieh war in trockenen Summern nicht immer vorhanden. Dann musste Wasser vom Mannenbach oder am Reutbrunnen geholt werden. In einem Gutachten aus dem Jahr 1833, gefertigt vom königlich württ. Baurat Johann August von Bruckmann, Ritter des Civilen Verdienstordens und Fachmann für die Bohrungen Artesischer Brunnen, heißt es unter dem 26. April 1833:
"Dobel, welches zu den höchsten Punkten der Gegend gehört, ist in seinem unteren Theile nach Angaabe des Schultheißen immer hinlänglich mit Wasser versehen, nur im oberen Theile, welcher übrigens wenige Einwohner zählt, wäre es von Nutzen, einen gebohrten Brunnen (Schöpfbrunnen) hinzustellen".

Die wenigen Einwohner im Oberdorf, soweit sie am Jägerweg wohnten, durften am Jägerbrunnen Wasser holen. Eine Viehtränke gab es im „Birkensol“ (Mannabachheide). Dort gab es auch Trinkwaser am Heselstannen-Brunnen (später Schmauders Brunnen). Der Brunnen im Oberdorf wurde nicht gebohrt.

30 Jahre später, im Oktober 1865, erstellte Dr. August Eduard Bruckmann, Sohn von Johann August Bruckmann, Geologe und Hydrograph, auf Veranlassung der Gemeinde ein neues Gutachten mit folgendem Ergebis:
Die Brennen waren teilweise versiegt, weil die hölzernen Deichel“ abgefault oder verstopft‚ oder weil die Brunnenschächte verschlammt waren. Nach diesem Gutachten gab es drei öffentliche Brunnen der Gemeinde:
Den am höchsten gelegenen „Gänsebrunnen" (genauer Ort nicht mehr festzustellenl und den "Leisenbrunnen“, beides Schöpfbrunnen. Der dritte, der Rathausbrunnen“, auch "Lammwirtsbrunnen“ genannt, ein durch eine 500 Meter lange Deichelleitung gespeister Laufbrunnen, war im September 1865 gänzlich
trocken gefallen.

Zur Verbesserung schlug Bruckmann verschiedene Sanierungen vor. Die Verlegung einer gusseisernen Leitung zum Lammwirtsbrunnen wurde durchgeführt, jedoch nicht die vorgeschlagene Neugrabung eines Brunnens auf der Brunnenwiese.

Nach einer Feuerwehr-Bestandsaufnahme im Jahr 1887 gab es mehrere Brunnen.

  • Gemeinde:
    2 laufende Brunnen und 5 Schöpfbrunnen
  • Privat:
    3 laufende Brunnen und 3 Schöpfbrunnen
  • Außerdem gab eu zwei Feuerseen.

Bruckmann empfahl eine Vergrößerung und Vertiefung des Brunnenschachtes und auch eine Reaktivierung des alten Schachtes. So hatte ein nahe liegender, jedoch tiefer gegrabener privater Schöptbrunnen viel mehr Wasser. Mehr Wasser war auch für das mitten auf dem Brunnenplat.z stehende öffentliche Waschhaus, (5 x 5 Meter groß) nötig, das den Doblern zum Wäschewaschen kostenlos zur Verfügung stand. 1892 wurde die Wasserleitung aus dem Mannenbachtal gebaut und die Wassernot hatte ein Ende. Hier wurde, wie an 15 anderen Stellen, ein gusseiserner Brunnenstock mit Wasserleitungsanschluss und Brunnentrog aufgestellt. Das Waschhaus wurde abgebrochen.

1935:
Bürgermeister Nothwang gibt die Order, diesen Feuersee zu einem Planschbecken auszubauen. Das Becken wurde weiterhin vom Leisenbrunnen gespeist, aus dessen Zuleitungrohr es in trockenen Sommern fast nur tröpfelte. Dann hatte das Wasser manchmal eine etwas grünliche Farbe. Bis in die Sechzigerjahre machte die Dobler Dorfjugend hier ihre ersten Schwimmübungen. In den 70er-Jahren wurde anstelle dieses "Schwimmbeckens“ ein Wassertretbecken angelegt, für das jedoch der Zufluss aus dem Leisenbrunnen immer spärlicher wurde. In den 90er-Jahren entstand die heutige Brunnenanlage, zwar mit dem alten Brunnenstock aber einem orts-untypischen Rundtrog. Der alte Brunnentrog dient jetzt als Blumentrog beim Kurhaus.

http://www.dobel.de//freizeit-tourismus/aktiv/orts-und-waldhistorische-erlebniswanderwege/t9-uralter-brunnenplatz-leisenbrunnen