Bewegte Geschichte
Die Anfänge
Die Höhenlagen des Nordschwarzwalds wurden, weil die Bevölkerung im Altsiedelland stark anwuchs, während des mittelalterlichen Klimaoptimums im 11. und 12. Jahrhundert besiedelt. Den ersten schriftlichen Nachweis von Dobel gibt die Stiftungsurkunde des Zisterzienserklosters Herrenalb, von der es nur noch zwei Vidimationen (beglaubigte Abschriften) gibt, worin 1148 als Jahr der Klostergründung genannt wird. Vermutlich ein Abschreibfehler, denn ein Zeuge, Markgraf Hermann von Baden, kam erst Ende Mai 1149 vom Kreuzzug zurück. 1149/50 wird deshalb als Zeitpunkt der Klostergründung angenommen. Dobel gab es also schon vor 1149. Träger der Besiedlung im Bereich von Alb und Enz waren die Grafen von Calw, die Grafen von Eberstein und deren Lehensleute, die Herren von Straubenhardt. Der Stifter des Klosters, Graf Berthold III von Eberstein, vermachte dem Kloster auch einen Anspruch auf „Villa Dobil“ (Dorf Dobel), ein Lehen der Herren von Straubenhardt mit 7 Hufen (Hofstellen). Das Kloster sollte Dobel aber erst erhalten, wenn die Herren von Straubenhardt als Lehensnehmer im „Mannesstamm” aussterben. Östlich angenzend an das Lehensgebiet besaßen die Straubenhardter auch eigene Fläche (Allodial), auf dem sie weitere 7 Hofstellen gründeten. Alle Hofstellen befanden sich in der Quellmulde des Dobelbaches. Dobel/Tobel= schwäbisch-alemannisch „Waldschlucht“. Der Ort liegt über/auf dem Tobel.
Ein Ort mit zwei Seiten
1442 erlosch mit Hans von Straubenhardt der „Mannesstamm“ der Straubenhardter. Das Lehen fiel an das unter württembergischer Schirmherrschaft stehende Kloster. Die weiblichen Erben von Hans von Straubenhardt verkauften das lehensfreie Eigentum samt Hofstellen 1442 zu einem Teil an Württemberg, 1443 zum anderen Teil an Baden. 1528 kamen die badischen Hofstellen durch Tausch an Württemberg. In badischem Besitz blieben mehrere Waldflächen (Eschbach, Hüttwald. Kleinfrauenwäldle). Damit war die Trennung Dobels in eine Klosterseite und eine Rentkammerseite vollzogen. Bis ins 20. Jahrhundert gab es auf beiden Seiten unterschiedliche Bauholz- und Brennholzbezugsrechte. 1960 wurden die Brennholzrechte durch 101 ha Waldfläche abgelöst (Ablösungswald), aus dessen Ertrag die Gemeinde noch heute Holzgeld in unterschiedlicher Höhe an die verbliebenen Nutzungsbürger ausbezahlen muss. Die Bauholzgrechtigkeit der Rentkammerseite wurde nicht abgelöst sondern besteht de jure noch weiter.
Kirche
Kirchlich wurde Dobel über Jahrhunderte hinweg bis 1569 von der Mutterkirche in Gräfenhausen aus betreut. Eine eigene Kapelle (Marienkapelle), von der nur noch wenige Bruchstücke mit spätgotischen Stilelementen erhalten sind, wurde um das Jahr 1460 erbaut und geweiht. 1535 wurde Dobel mit der in Alt-Württemberg durchgeführten Reformation evangelisch. 1569 erhielt der Ort einen eigenen Pfarrer, der auch die Nachbarorte Neusatz und Rotensol betreuen musste.1744 wurde anstelle der baufälligen kleinen Marienkapelle die heutige Kirche gebaut.
Kriegsleid, Hungersnot, Auswanderung
Der Dreißigjährige Krieg war für Dobel wie für das gesamte Land verheerend.1622 kam es im Ort zu ersten Plünderungen und Brandschatzungen durch bayerische und kroatische Söldner. Ab 1635 hielt der „Schwarze Tod” Einzug und die Pest tat zu weiteren Plünderungen und Verwüstungen durch französische und schwedische Truppen ein Übriges. Die im Ort verbliebene „Seelenzahl“ schrumpfte von 130 im Jahr 1618 auf 15 bei Kriegsende 1648. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Herzogtum Württemberg in seinen alten Grenzen wieder hergestellt.
Gemeindeverwaltung und Schule
Ab 1661 unterrichtete der erste Schulmeister während der milden Wintertage die Kinder: der Schneidermeister und Inhaber der Stampfmühle am Mannenbach Christoph Ruoff. Sommers mussten die Kinder bei der Feldarbeit helfen. Für den Dorfschultheißen gab es kein Rathaus. Die Amtsstube befand sich in den privaten Räumlichkeiten.des „Schultes“. Die Sitzungen fanden in Wirtschaften statt, 1827 erstellte die Gemeinde das erste gemeindeeigene Schul- und Rathaus in der Kirchgasse, das heutige Gebäude Neusatzer Straße 7. Es war bald zu klein und die Gemeinde erwarb 1844 das ehemalige Gasthaus zum Lamm und baute es um. Im 18.Jahrhundert entwickelte sich das kleine Hufen-Bauerndorf durch „das große Holzgeschäft“ der württembergischen Herrschaft zu einer beachtlichen Waldarbeitersiedlung vieler Waldberufe (wie bspw. Flößer, Köhler, Säger, etc.). 1796 stürmten im Ersten Koalitionskrieg französische Truppen die österreichischen Stellungen in der Umgebung. Dobel wurde geplündert und verwüstet. In der Folgezeit kam es zu Seuchen. Auch von den Befreiungskriegen gegen Napoleon war Dobel betroffen. Im Winter 1813/14 waren 80 russische Soldaten in Dobel einquartiert. Nach den Missernten 1816 und 1817 und der anschließenden Hungersnot,
und weil der weitgehend abgeholzte Wald weniger Arbeit bot, kam es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu mehr als 500 Auswanderungen, hauptsächlich nach Nordamerika.
19./ 20. Jahrhundert
1806 gliederte Napoleon den deutsche Südwesten neu. Württemberg wurde Königreich, Baden Großherzogtum, jeweils mit großen Gebietszuwächsen. Dabei kamen auch die seither badischen Waldexklaven (Eschbach u.a.) zu Württemberg und somit zu Dobel. Der erste Weltkrieg brachte auch für die Familien in Dobel großes Leid. 33 der ins Feld gezogenen Männer kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück oder sind an ihren Verletzungen gestorben. Zur Zeit danach seien nur erwähnt: Gründung der Mannenbach-Wasserversorgung und Bau des Wasserturms 1937. Fliegerangriff am 4.Dezember 1944 mit 21 Toten. Am 9./10. April 1945 wurde Dobel nach deutschem Artilleriebeschuss von französichen Truppen, darunter eine Fremdenlegion-Einheit, eingenommen und kam unter französische Besatzung. Als Folge entstanden darin 1947 die Länder Württemberg-Hohenzollern und Baden (Südbaden). 1952 wurde Baden-Württemberg aus der Taufe gehoben. Bis zur Verwaltungsreform 1975 gehörte Dobel mit dem 1938 aus den Oberämtern Calw, Nagold und Neuenbürg gebildeten Kreis Calw zum Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern mit Sitz in Tübingen, seither zum Regierungsbezirk Karlsruhe.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zur Dobler Geschichte finden Sie auf den Tafeln des "Ortshistorischen Erlebnisweges Dobel". Sie können diesen entweder vor Ort ablaufen oder die Tafeln hier auf unserer Homepage aufrufen.