Partnerschaftlich verbunden
Städte- und Gemeindepartnerschaften bringen Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen. In Europa sind sie ein Zeichen für das Zusammenwachsen der einzelnen Länder. Dobel unterhält seit 1994 eine Partnerschaft zum ungarischen Tótvázsony. Die Idee der Städte- beziehungsweise Gemeindepartnerschaft entstand hauptsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hintergrundgedanke war, die durch zwei Weltkriege in Europa aufgerissenen Wunden zu heilen. Städtepartnerschaften sind ein öffentlichkeitswirksames und langfristig effekti ves Instrument, um Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzuführen sowie sich kulturell und wirtschaftlich auszutauschen.
Geschichte der Partnerschaft mit Tótvázsony
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1990 schlug der damalige Dobler Bürgermeister vor, sich nach einer Partnergemeinde umzusehen. Diese sollte in einem Land liegen, dem die deutsche Sprache nicht gänzlich unbekannt ist. Somit fiel die Wahl auf Ungarn. Bis 1918 gehörte es zu Österreich. Die Habsburger stellten den Kaiser von Österreich und gleichzeitig die Könige von Ungarn. In dieser Zeit der Doppelmonarchie, aber auch schon früher, waren die Ungarn stark mit der deutschen Kultur verbunden. Entsprechend sprach man Deutsch. Dies änderte sich 1945, als die russische Sprache, staatlich verordnet, an die erste Stelle im Land trat. Nach der Beschlussfassung im Dobler Gemeinderat machte sich 1993 eine Delegation aus Gemeinderäten und Bürgermeister zur Erkundungsfahrt nach Ungarn auf. Am 14. Mai 1994 wurde bei einem Gegenbesuch einer ungarischen Delegation in Dobel die Partnerschaftsurkunde zwischen den beiden Gemeinden unterzeichnet.
Tótvázsony ist ein Dorf in Veszprém, Mitteltransdanubien, und hat etwa 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner. Es liegt in einem der malerischsten Becken des Balaton-Oberlandes. Nördlich der Gemeinde liegen der Csatár-Berg, der den Ausläufer des Balaton-Hochlandes bildet, sowie die bergigen Talwälder. In südlicher Richtung erreicht man den
Balaton. Tótvázsony und seine Umgebung sind seit dem Altertum besiedelt. In der Gegend fand man Relikte aus der Steinzeit, der späten Bronzezeit und der Spätbronzezeit. Später ließen sich in der Gegend Kelten, Römer und Awaren nieder. Nach den Türkenkriegen zwischen 1720 und 1730 kamen Siedler aus Baden-Württemberg in die entvölkerten Dörfer, auch nach Tótvázsony.
Die Bevölkerungszahl erreichte ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte der 1890-er Jahre, als laut einer Ausgabe des Katholischen Bistums Veszprém das Dorf mehr als 2.200 Einwohner
zählte. 1910 waren von den rund 1.623 Einwohnerinnen und Einwohnern 900 Ungarn und 721 Deutsche. Bei der Volkszählung 2011 bezeichneten sich 91,3 Prozent als Ungarn und 6,7 Prozent als Deutsche. Bei den Siedlern handelte es sich um süddeutsche Handwerker und Bauern. Hintergrund war, dass die Habsburger Herrscher bei Inbesitznahme des von den Türken befreiten Landes im Osten Ungarns viele öde und entvölkerte Landstriche vorfanden. Insbesondere an der militärischen Grenze zum Osmanischen Reich, dem ehemaligen Jugoslawien. Die ersten Siedler waren Schwaben, die von Ulm aus die Donau hinab fuhren. Daher sprach man von den sogenannten Donauschwaben, auch wenn es sich um Franken, Alemannen, Elsässer, Lothringer sowie Pfälzer handelte. Auch die Partnergemeinde Tótvázsony gehörte dazu. Der Dialekt der älteren Generation von Menschen verrät noch heute ihre Herkunft aus Süddeutschland.
Die Partnerschaft zwischen Dobel und Tótvázsony besteht nicht nur auf dem Papier – sie ist eine gelebte Partnerschaft. Regelmäßig wird das gastfreundliche Weindorf von Dobler Delegationen besucht. Umgekehrt kommen Freunde aus Tótvázsony auch öfter nach Dobel, etwa zum Adventsmarkt oder auch zum Hallenturnier der Sportfreunde Dobel. Aus diesem regen Austausch entstanden Freundschaften und viele unvergessliche Erlebnisse. Neben dem Austausch der Feuerwehren (2007 wurde ein Dobler Feuerwehrauto nach Tótvázsony verschenkt), der Jugend oder der Gemeinderäte gab es auch offene Ausfahrten. 2024 beispielsweise, zum 30-jährigen Jubiläum der Partnerschaft, konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger in einem eigens gemieteten Bus mit nach Tótvázsony fahren und gemeinsame Tage vor Ort verbringen. Bis heute ist das Miteinander der Menschen beider Gemeinden von einer großen Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Freundschaft geprägt.
Weiterführende Informationen
Tótvázsony: Webseite der Gemeinde Tótvázsony